Sonntag, 3. April 2016

þurrkaðir ávextir

Trockenobst in der isländischen Küche


So richtig bewusst wurde es mir erst letztes Wochenende, als ich Rúgbrauðsís með rabarbarasósu gemacht hatte, also Roggenbroteis mit Rhabarbersauce, und meine Schwester begeistert löffelt und plötzlich den Kopf hob und fragte "Da sind doch Trockenpflaumen drin, oder?!?" - da wurde es mir so richtig bewusst, welchen wesentlichen Bestandteil der isländischen Küche Trockenobst ausmacht.

Sicher, in Island wächst nicht viel Obst, und was importiert wird, musste lange Zeit immer vorher haltbar gemacht werden, daher ist es auf den zweiten Blick eigentlich gar nicht erstaunlich, dass die isländische Küche so viele Rezepte mit Trockenpflaumen, gedörrten Aprikosen, jeder Menge getrockneten Datteln etc. umfasst.

Eines der ältesten Rezepte aus Island, das man schon aus spätmittelalterlichen Quellen kennt, ist Lúðusúpa, also Heilbuttsuppe , die durch die Sahne, die Trockenpflaumen und den (ebenfalls importierten) Honig darin einen herrlichen weichen, samtigen Geschmack bekommt.


Ein anderes, etwas moderneres, aber auch typisch isländisches Gericht ist das oben schon erwähnte Roggenbroteis, das Rúgbrauðsís með rjóma og rabarbarasósu.

Das isländische Rúgbrauð wird hier mit Milch, Eigelb, Zucker, Frischkäse und u.a. eben auch Trockenpflaumen zu einem sehr leckeren Dessert verarbeitet - in Deutschland kann man bei der Zubereitung auch mit Pumpernickel behelfen, das tut hier auch gute Dienste.


Auch ein ganz typisch isländisches Gericht ist natürlich Vínarterta, die vor allem für viele Exil-Isländer der zweite und dritten Generation in Kanada und den USA der "Original Icelandic Christmas Cake" ist, und man erinnert sich liebevoll, wie die isländische Großmutter dieses Gebäck jedes Jahr zu Weihnachten nach ihrem ganz speziellen Familienrezept angefertigt hat.

Hier kocht man die entsteinten Trockenpflaumen mit Wasser, Kardamom und etwas Zitronensaft ein und bestreicht dann die einzelnen Böden der Torte damit.


Ein nettes Gebäck zu Weihnachten ist auch ein Aðventukringla, ein "Adventskringel" mit Trockenpflaumen, getrockneten Aprikosen und Rosinen.


Und auch in der veganen Alternative zu Fleischbällchen, Nussbällchen mit Pilzsauce ("hneturbollur með sveppasósa"), werden getrocknete Aprikosen verwendet.  


Insbesondere Datteln ("döðlur") sind in den letzten 60 Jahren in der isländischen Küche sehr beliebt geworden:

Vom Döðlubrauð (Dattelbrot) über Lachs mit Datteln und Hafragrautur (Hafergrütze) bis zu Lakkrístrufflur (Lakritztrüffeln), Rifs­berja­baka (Johannisbeer-Streuseln), Frosin ávaxtakaka (gefrorener Obstkuchen) und Dessert kökur (Dessertkuchen) findet man gedörrte Datteln in sehr vielen ganz unterschiedlichen Gerichten. Und auch vom "Eheglück", einem ganz typisch isländischen Kuchen ("hjónabandssæla") gibt es eine Variante mit Dattelmus - natürlich aus getrockneten Datteln.

Dattelbrot
Lachs mit Datteln - steiktur lax með sólþurrkuðum döðlum og tómötum


Lakritztrüffel
Rifsberjabaka

Gefrorener Obstkuchen

Dessertkuchen

"Eheglück"

Ich glaube, ich muss in nächstes Zeit unbedingt mal gezielt auf die Suche gehen nach Rezepten mit Trockenobst!!!








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